Im Frühjahr, Sommer und Herbst verstecken sich Fledermäuse tagsüber in Baumhöhlen, Spalten von Gebäuden oder in den im Wald oft sichtbaren Fledermauskästen. Es sind sogenannte Sommerquartiere.
Für den Winterschlaf benötigen sie weitergehenden Schutz in Form von besonderen Quartieren zur Überwinterung. Oft sammeln sich die Fledermäuse dafür in großen Gruppen. Während des Winterschlafes verlangsamen die Tiere ihren gesamten Stoffwechsel. Sie senken ihren Herzschlag, ihre Atmung und die Körpertemperatur bis auf die Umgebungstemperatur ab. Der Winterschlaf ist eine Anpassung an die Nahrungsknappheit im Winter. In der kalten Jahreszeit gibt es kaum Insekten. Die Tiere ernähren sich nun von den Fettreserven, die sie sich im Sommer angefressen haben.
Winterquartiere müssen verschiedene Anforderungen erfüllen, wie z. B. Frostfreiheit, eine hohe Luftfeuchtigkeit, Dunkelheit und Ruhe. Oftmals werden ehemalige Bunkeranlagen oder geeignete ausgediente militärische Gebäude zu Quartieren umgestaltet.
Neben dem Verschluss der vorhandenen Lüftungsschächte zur Unterbindung der Luftzirkulation sowie der Frostsicherung der Eingänge, werden Regenwassereinlauftrichter auf den Bunkerdecken errichtet, um eine ausreichende Regenwassereinleitung durch die Deckenöffnungen zu gewährleisten.
So steht zeitweise Wasser auf dem Boden und erhöht die Luftfeuchtigkeit. Zudem werden die Räumlichkeiten mit diversen Versteckstrukturen z.B. aus Hohlblocksteinen für die überwinternden Fledermäuse ausgestattet. Das Einflugsloch (rechts im Bild) im Bunker Eggebek ist innen mit einem Bewegungssensor ausgestattet. Diese ermöglicht Aufnahmen von passierenden Fledermäusen - wie links im Bild (Braunes Langohr).
In Schleswig-Holstein gibt es mehrere "Hot Spots", in denen Fledermäuse überwintern. Sie sind teilweise natürlich, teilweise baulich optimiert, um die Kriterien zu erfüllen. So überwintern zum Beispiel bis zu 30.000 Fledermäuse verschiedener Arten in den Kalkberghöhlen bei Bad Segeberg. Zweite Hochburg sind mittlerweile die ehemaligen Bunkeranlagen in Kropp. Auch andere Bauwerke können sich eignen: Weitere bedeutende Quartiere in Schleswig-Holstein sind beispielweise die Levensauer Hochbrücke bei Kiel sowie der alte Brauereikeller in Schleswig.
Auch auf dem Gelände des ehemaligen Tanklagers in Eggebek wurden zwei der einstigen Militärgebäude zu optimalen Winterquartieren umgebaut und mit geeigneten Versteckmöglichkeiten ausgestattet.
Obwohl erst in 2019/2021 geschaffen, konnten hier bereits 2022 erste Fledermäuse als Wintergäste gezählt werden. Waren im Winter 2022 "nur" Braune Langohren zugegen, konnten in der Winterquartierskontrolle im Januar 2023 mit Wasserfledermäusen eine weitere Art nachgewiesen werden. Beim Zensus 2024 kam die Fransenfledermaus als neue Art hinzu. 2025 wurde erneut ein Anstieg festgestellt: Die Anzahl der gezählten Individuen hat sich beinhahe verdoppelt.
Januar 2021 - 0 Inviduen
Januar 2022 - 2 Individuen
Januar 2023 - 8 Individuen
Januar 2024 - 17 Individuen
Januar 2025 - 31 Individuen
In den Jahren 2016/17 hat der Kreis Schleswig-Flensburg in Kooperation mit der Faunistisch-Ökologischen Arbeitsgemeinschaft e. V. sowie Weidelandschaften e. V. verschiedene Optimierungsmaßnahmen an 40 Hochbunkern im Wisentpark Kropp mit Ersatzgeld durchgeführt. Die Maßnahmen zur klimatischen Optimierung der Bunker haben diese zu attraktiven Überwinterungsquartieren für eine Vielzahl von Fledermausarten aufgewertet. Fehlende Sommerquartierstrukturen wurden durch die ergänzende Anbringung von insgesamt 132 Fledermaus-Kunsthöhlen außerhalb der Bunker geschaffen.
Die Maßnahmen tragen Früchte: Die in den vergangen Jahren und Jahrzehnten geschaffenen künstlichen Winterquartiere werden sehr gut belegt und neue werden gut angenommen.
In über 51 geschaffenen Winterquartieren wurden
*Vgl. Quelle: FÖAG Arbeitskreis Fledermäuse, WINTERZENSUS WISENTPARK-KROPP 2022, 2023, 2024, 2025
Noch eine Besonderheit: Männchen und Weibchen treffen und paaren sich, bevor sie sich in den Winterschlaf begeben. Obwohl zwischen Paarung und Geburt wie beim Menschen 9 Monate vergehen, sind die Fledermäuse keineswegs 9 Monate trächtig. Während des Winterschlafes bewahren die Fledermausweibchen die Spermien im Uterus auf. Erst nach dem Erwachen im Frühling findet die Befruchtung statt und das Fledermausbaby beginnt zu wachsen. Im Frühling erwachen die Fledermäuse aus ihrem Schlaf und kehren zurück in ihre Sommerlebensräume.